Hier findet Ihr einen Auszug aus unserem Septembernewsletter:
Liebe blau.ART Interessierte!
Er ist da!
Wie jedes Jahr zu schnell und zu früh, zumindest für mich. Der HERBST!
Gerade noch die heißen Augusttage am See genossen, die warmen langen Abende im Freien verbracht und ohne großen Übergang sind die Temperaturen gefallen, die Tage werden
merklich kürzer, die warmen Kleidungsstücke werden herausgekramt und morgens musste
sogar schon mal die Autoscheibe frei gekratzt werden.
Und dann kommt er wieder in mir hoch - dieser Sommerabschiedsschmerz. Fast schon eine Gier ist da in mir nach der leichten Sommerzeit, den schönen Urlaubserlebnissen, dem sich lebendig fühlen.
Ich will noch mehr davon! Es soll nicht schon vorbei sein. Ich wollte doch noch einmal zum Baden an den See, und ... .
Doch nun ist es an der Zeit, anzuschauen, welche wunderbaren Geschenke ich in den letzten Monaten bekommen habe. Ich fülle gedanklich meinen Erntekorb und nehme Abschied von den Sommermonaten um mich auf die kommende Jahreszeit einzulassen.
Ich schaue an, was ich im Innen und Außen alles ernten durfte und bin dankbar dafür. Ich finde meinen Frieden wieder.
Mit der Zeit beginne ich dann, mich auf den Herbst einzulassen. Bei meinen Spaziergängen entdecke ich die letzten Früchte, sammle die ersten Herbstblätter ein und zu Hause probiere ich neue Teesorten aus und durchforste die Rezepthefte nach wärmenden Suppen- und Eintopfrezepten.
Das abendliche Feuer im Kamin wärmt nun nicht mehr nur die Wohnräume, sondern auch meine Seele.
Dieser Wechsel vom Sommer in den Herbst, von einem Lebensgefühl in ein anderes, bezeichnet einen Übergang, eine Schwelle, die es zu überschreiten gilt.
Ich weiß, der Herbst und Winter, die kalten, dunklen und nebligen Tage kommen sowieso. Aber ich kann mich bewusst mit diesem Übergang beschäftigen.
Denn Übergänge haben immer etwas mit Loslassen und Annehmen zu tun.
Unser Leben ist geprägt von solchen Schwellensituationen. Mal erleben wir sie positiv, mal eher negativ, häufig gehen sie auch unbemerkt an uns vorbei.
Es gibt die alltäglichen Übergänge wie das Ein- und Ausatmen, Tag und Nacht sowie die großen Schwellen des Lebens wie z.B. die Geburt eines Kindes, Arbeitsplatzwechsel, Trennung, Krankheit, und als wohl größten Schritt das Sterben.
Es gibt unzählige dieser Situationen in meinem Leben, in denen ich eine Schwelle überschreiten muss.
Durch das bewusste Wahrnehmen und Auseinandersetzten mit den kleinen Übergängen, wie den Wechsel der Jahreszeiten, kann ich mich darin üben, auch die großen Schwellensituationen in meinem Leben zu meistern.
Zu diesem Thema ist mir letzte Woche der untenstehende Text von Hermann Hesse begegnet, welchen ich noch nicht kannte und der, wie ich finde, ganz wunderbar zu diesem Thema passt.
In diesem Sinne grüßt Euch in neuen Kreisen und in herbstlicher Vorfreude Alexandra Hartmann mit dem blau.ART Team!
Neues erleben
Wieder sah ich Schleier sinken und Vertrautestes wird fremd,
neue Sternenräume winken.
Seele schreitet traumgehemmt.
Abermals in neuen Kreisen ordnet sich um mich die Welt
und ich seh mich eitlen Weisen als ein Kind hineingestellt.
Doch aus früheren Geburten zuckt entfernte Ahnung her:
Sterne sanken, Sterne wurden, und der Raum war niemals leer.
Seele beugt sich und erhebt sich, atmet in Unendlichkeit
aus zerissnen Fäden webt sich neu und schöner Gottes Kleid.
Hermann Hesse